Montag, 18. Juni 2018

Ausgebüxt - 8 Stunden des Bangens

Liebes Coaching Tagebuch!

Der Schrecken und die Angst sitzen mir noch immer im Nacken. Letzte Woche hatten meine 2 Hunde die Idee einen Ausflug zu machen und die Welt alleine, ohne Menschen zu erkunden.
Ich hätte nie gedacht, dass mir so eine Situation jemals passieren würde. Tja, sag niemals nie. Durch eine Unachtsamkeit (von wem auch immer) war das hintere Gartentor offen, dies blieb aber unbeachtet.

Zwischen 2 Klienten kam mir diese Ruhe aber dann doch verdächtig vor und ich suchte den Garten ab. Von der Weite bemerkte ich das offene Tor. Zu dem Zeitpunkt war ich noch nicht beunruhigt. Nada und August werden wohl am Feld die Freiheit genießen. Weit gefehlt, ich habe gerufen, gepfiffen und gesucht – keine Spur von den beiden. 
Ein wenig war ich dann doch beunruhigt und habe mir zur Sicherheit das Fahrrad geschnappt und bin unsere Gassi Runden abgefahren. Weit werden sie ja nicht sein, sie finden schon nach Hause. 
Da aber weder Jogger, noch Hundebesitzer auf dieser Runde meine beiden gesehen hatten wurde ich dann schön langsam panisch. Immer wieder die Namen gebrüllt, gepfiffen, nichts- keine Nada, kein August in Sicht.

Jetzt war es an der Zeit nach Hause zu fahren, Jäger, Polizei, Tierheim und AnimalData zu informieren. 
Schließlich waren bereits über 2 Stunden seit Bemerken des Verschwinden vergangen.
Zu Hause angekommen habe ich August entdeckt. Ich glaube, wir haben uns noch nie so über ein Wiedersehen gefreut. Einerseits erleichtert zumindest den Vizsla wieder zu haben, anderseits noch mehr Panik, wo ist Nada? Wird sie alleine nach Hause kommen, haben wir die Bindung, die es braucht? Ist sie vielleicht ihren vorigen Besitzern auch davongelaufen?

Auch wenn in diesem Fall „UNSICHER GEBUNDEN“ im herkömmlichen Sinn nicht richtig verwendet wird, waren das die Worte, die mich die ganze Zeit begleitet haben. 
In der Psychologie spricht man von der Bindungstheorie. Grundlage dafür ist ein angeborenes Bedürfnis nach intensiven Beziehungen zu Mitmenschen. Bindungstheorie ist heute eine etablierte Disziplin in der Psychologie, die verhaltensbiologisches, entwicklungspsychologisches, systemisches und psychoanalytisches Denken verbindet.
Das Bindungsverhalten entwickelt sich im ersten Lebensjahr, das Grundbedürfnis nach Bindung und Beachtung bleibt ein ganzes Leben bestehen und prägt den Kontakt und die Beziehung zu anderen Mitmenschen. 

Folgen von Bindung
In der Bindungsforschung kann empirisch belegt werden, dass bestimmte Formen frühkindlicher Beziehung einen positiven wie auch negativen Einfluss auf die spätere Entwicklung haben können. 

Bindungstheorie als Basis der tiergestützten Intervention
Jede Form von Beratung, die den Anspruch erhebt, hilfesuchenden Menschen nicht nur Analyse und Verständnis ihrer Probleme zu vermitteln, sondern mittel- und langfristig eine spürbar positive Veränderung in deren Leben zu ermöglichen, wird sich den Erkenntnissen der Bindungstheorie nicht verschließen können. Die Erfahrung der Qualität früherer Bindung an die Bezugspersonen bzw. deren komplettes Fehlen haben Einfluss auf die sozial-emotionale Entwicklung der Kinder.   
In der Bindungstheorie wird aufgezeigt, weshalb emotionales Leiden durch Zurückweisung, unfreiwillige Trennung oder den Verlust einer Bindungsperson ausgelöst werden kann. 
Tiere erfüllen die Bedürfnisse nach Bindung, sie sind Vertrauenspersonen, Seelentröster, gute Freunde.
„Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit“
(Milton Erickson)

HAPPY END
Nach 8 stündiger Suche habe ich die Hoffnung schon fast aufgegeben. Eine sehr liebe Freundin hat mich begleitet und immer wieder aufgebaut. Wir sind kurz nach Hause gefahren, um auf das Auto umzusteigen und um etwas zu trinken. Siehe da, pünktlich zum Abendessen war auch Nada wieder da. Die Freude, die Erleichterung nicht in Worte zu fassen!

Danke Bettina, für einfach alles.
www.estutgut.com

Foto oben: Ursula Schmitz, unten:privat