Liebes
Coaching Tagebuch!
Die
individuelle Fütterung unserer Pferde im Offenstall erfordert für uns Menschen
ein wenig Planung. Da für Fly, Wynono und Gretl Heu und Minerale ausreichend
sind und wir keine Moppelchen haben wollen, müssen wir für Jac eine separate
Fütterung anbieten. Bis jetzt sind wir Menschen auch den für uns einfachsten
Weg gegangen und haben neben der Futterkammer gefüttert. Da war sehr praktisch.
Wasser für Heucobs vorhanden, Müsli und Hafer ebenso. Während wir die anderen
mit Heunachschub versorgt haben, konnten Cobs quellen. Jac kannte diese
Prozedur bereits und wartete geduldig vor der Absperrung auf seinen Kübel.
Absperrung einfach öffnen, Halfter drauf und anhängen. Da Jac ein Genießer ist,
konnten wir die Zeit nutzen und in Ruhe abmisten. Dieses Ritual begleitete uns
6 Monate lang. Dann haben wir umgestellt, was für ein Schreck für Jac. Von
heute auf morgen sollte er am anderen Ende, in der Scheune fressen. Warum wir
das geändert haben fragst du mich liebes Tagebuch?
Weil
der Fressplatz zuvor eine schöne Wiese war und jetzt einem frisch geackerten
Feld entspricht. Schaut unschön aus, ist matschig und rutschig. Die Scheune ist
überdacht, hat einen festen Untergrund und bietet sich förmlich an. Warum wir
nicht von Anfang an daran gedacht haben, weiß nicht. War wahrscheinlich ein
Stück Bequemlichkeit unsererseits oder einfach gedankenlos.
Für
Jac war es auf alle Fälle eine Umstellung. Er ist generell ein Pferd, das keine
Veränderungen mag. Während wir den vollgefüllten Kübel in der Scheune
deponierten, stand er vorne bei der Futterkammer. Ohne Halfter konnten wir ihn
anfangs nicht dazu bewegen, nach hinten zu gehen. Endlich in der Scheune
angekommen, wurde er sehr verunsichert und wollte nur raus. Selbst sein
heißgeliebtes Fressen schaute er nicht an. Also bei ihm bleiben und ihn an die
neue Situation gewöhnen. Die Macht der Gewohnheiten trifft wohl auch auf unsere
Pferde zu.
Wie
funktionieren Gewohnheiten?
Gewohnheiten
sind in ganz vielen Fällen ja unheimlich praktisch. Denken wir nur an das
tägliche Zähneputzen oder Auto fahren. Müssten wir immer genau überlegen, was
zu tun ist, würde das ganz schön nerven und wäre auch ziemlich anstrengend. Bei
vielen Gewohnheiten sind wir froh darüber, dass sie uns das Leben erleichtern.
Wenn wir verstehen wollen, wie wir Gewohnheiten verändern können, müssen wir
zunächst etwas mehr darüber wissen, wie das mit unserem gewohnheitsmäßigen
Handeln eigentlich genau funktioniert.
Wissenschaftler
haben herausgefunden, dass es in unserem Gehirn ein Areal gibt, in dem
Gewohnheiten abgespeichert werden, die so genannten Basalganglien. Dieser
Bereich in unserem Gehirn ist dafür verantwortlich, dass wir uns bei
gewohnheitsmäßigen Handlungen nicht mehr bewusst überlegen müssen, was wir nun
genau machen müssen. Das Problem mit den Basalganglien ist, dass wir mit
unseren Absichten kaum auf sie zugreifen können, weil dieser Bereich unseres
Gehirns unserem bewussten Willen nur schwer zugänglich ist. Wir können also
kaum eingreifen, wenn eine Gewohnheit erst einmal in Gang gesetzt ist.
Wenn
wir alte Gewohnheiten loswerden wollen, funktioniert das am besten, indem wir
sie durch neue Gewohnheiten überlagern. Dazu muss ein neues Verhalten mit dem
alten Auslöser verknüpft werden und möglichst gut das gleiche Bedürfnis
erfüllen, das bisher mit der alten Gewohnheit befriedigt wurde. Das klingt
jetzt erst einmal recht theoretisch und ist vielleicht auch eher unrealistisch.
Die meisten von uns haben erlebt, dass sich Gewohnheiten eben nicht so einfach
ändern lassen.
Wir
haben Jac die neue Füttersituation erleichtert, indem wir bei ihm waren. Auch
wenn die anderen Pferde auf Sichtkontakt waren, war es dennoch eine Umstellung.
Wir gaben ihm die Sicherheit, haben ihn gebürstet, gekrault und liebkost.
Dieses Ritual haben wir 2x täglich eingehalten und siehe da, nach ein paar
Tagen geht er selbstverständlich mit uns mit, braucht kein Halfter, kann sich
in der Scheune frei bewegen, wir müssen weder auf Strick noch Untergrund achten
und er hat Zeit zum Fressen. Unsere Sicherheit braucht er nicht mehr, wir
können die Zeit wie früher auch zum Abmisten nützen. Alle sind glücklich und
zufrieden.
Ich
finde es immer wieder spannend, wie viel wir von den Pferden lernen können.
Auch ich kann die Macht der Gewohnheiten für mich umlegen. Ich werde nicht nach
dem Aufstehen sofort meine Emails checken. Ich muss mir die Gewohnheit aufs
Handy zu sehen durch einen neuen Anreiz schmackhaft machen. Deswegen werde ich
meinen Kreislauf in Schwung bringen und gleich nach dem Aufstehen mit meinen Hunden
eine kleine Gassi Runde einlegen. Danach in Ruhe frühstücken und erst danach
Computer!!! (nicht Handy) aufdrehen und Emails checken. So beginnt mein Tag
viel ruhiger und ausgeglichener. Die Basis ist also, dass wir uns unserer
Verhaltensmuster bewusstwerden. Denn nur so können wir aktiv eingreifen und
unser Verhalten verändern.
Was
ist dein Thema? Was kannst du von unseren Pferden lernen? www.estutgut.com,
Business Coaching, Stressmanagement und Burnout Prävention, Work- Life-
Balance, Reflexion und vieles mehr. Als Berater und Coaches arbeiten wir immer
systemisch und tiergestützt.