Donnerstag, 12. Mai 2016

Groß und Klein

Liebes Coaching Tagebuch!

Durch meine Arbeit als Coach komme ich viel herum. Natürlich auch in diversen Reitställen. Mit Freude beobachte ich die kleinsten unter den Reitern, die Kinder. Vor allem kleine Mädchen sind dem Zauber der Pferde verfallen. Da wird mit viel Liebe und Begeisterung geputzt, Mähne zu Zöpfen geflochten und liebkost. Oft habe ich das Gefühl, dass die Kinder die Vorbereitungszeit mit den Pferden besonders genießen, das anschließende Reiten ist oft nur die Zugabe.
Und dann gibt es da auch noch Eltern, die ihren Kindern dieses Hobby ermöglichen. Es ist für Nicht- Reiter sicher eine besondere Herausforderung, denn neben der Kosten ist es auch noch sehr zeitintensiv und natürlich auch nicht ungefährlich.
Mein armer Vater hat ganze Wochenenden im Reitstall mit mir verbracht. Er hat zugesehen, mitgelernt und in weiterer Folge an der Bande mit anderen Reitern gefachsimpelt, obwohl er niemals Reitunterricht hatte;-)
Als Teenager war er dann mehr mein Chauffeur. Ich weiß gar nicht wie viele Kilometer mein Papa mir und den Pferden zu liebe zurück gelegt hatte.
Meine Mutter war eher ängstlich und war nur selten mit im Stall. Und wenn sie mir dann doch einmal bei der Reitstunde zusah, fiel ich vom Pferd. Kein Wunder, dass sie dann beschloss doch lieber zu Hause zu bleiben.
Ein besonderes Glück hatte ich mit meiner Reitlehrerin. Sie war jung, offen und brachte uns den Umgang mit den Pferden sehr spielerisch bei. Von Wanderritten, über gemeinsames Schwimmen mit den Pferden, Vorbereiten auf den Reiterpass, Nikolo Ritte und die jährliche Fuchsjagd (Fuchs war ein anderer Reiter!) es war immer abwechslungsreich und spannend. Es ging um die Liebe zu den Pferden, um Gemeinschaft, Disziplin und Freundschaft. Eine wirklich schöne und prägende Zeit.
Leider verließ Susi dann aus beruflichen Gründen den Reitstall und ein neuer Trainer kam. Schwerpunkt: Military. Da war es dann schlagartig aus mit Spaß und Freundschaft. Nur tägliches, fleißiges und korrektes Reiten war angesagt. Ich verlor die Freude und die Leichtigkeit, indessen machte sich Angst breit. Angst die mich dazu brachte diese Leidenschaft für Jahrzehnte zu beenden!
Ich kenne also beide Seiten und habe auch meine Zeit gebraucht diese Angst durch Respekt zu ersetzen.
Respekt ist aber im Umgang mit anderen Lebewesen unumgänglich. Leider habe ich von Kindern nicht nur das liebevolle Putzen gesehen, es wurde geschupst, geschimpft, mit der Gerte geschlagen, ganz automatisch, der "Gaul" muss folgen. Diese Bilder machten mich sehr traurig, denn das entspricht nicht dem kindlichen Gemüt. Das sehen sie von uns Erwachsenen und übernehmen das natürlich vollkommen unreflektiert.
Ein Mädchen putzte ein Mini Shetty und schupste es dann ohne Grund zur Seite. Ich fragte nach und bekam als Antwort: "Das machen alle so!"
Und das in einer Zeit, wo Kinder bereits STOP im Kindergarten lernen. Sollten wir diese Bindungstheorien nicht auch auf andere Lebewesen übertragen?
Ich zeigte dann dem Mädchen wie sich dieses Schupsen für das Pony anfühlte und dann war das Mädchen sehr traurig und meinte: "Entschuldigung, das wollte ich nicht".
Ich glaube, das war ein sehr wichtiger Moment für die Kleine, aber auch die Mutter war sehr dankbar über mein Experiment.
Ich werde in meinen Seminaren immer gefragt, ob ich mir ein Training mit Kindern vorstellen kann. Anfangs lehnte ich immer ab, ich bin keine Reitlehrerin, mittlerweile habe ich aber verstanden, dass es nicht um den Unterricht geht, sondern um Beziehungsarbeit. Und ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen.
Ich möchte Familien die Möglichkeit geben, die Leidenschaft zum Pferd gemeinsam zu teilen, von einander zu profitieren und Beziehungsarbeit zu leisten. Wer wäre da besser geeignet als unsere Co Trainer, die Pferde. Bei Interesse bitte melden, gerne auch für mehrere Familien gleichzeitig. Pferdekenntnisse sind nicht notwendig, es wird nicht geritten!

Nähere Info: ar@estutgut.com oder +43664 405 18 58