Mittwoch, 29. November 2017

Party oder Pflicht

Liebes Coaching Tagebuch!

Seit Wochen werde ich mit dem Thema Firmenweihnachtsfeier in der Unternehmensberatung konfrontiert. Von der Frage was die ideale Location wäre, über die alljährliche Ansprache bis hin zu Wertschätzung und persönlichen Geschenken.
Ohne Zweifel kann eine gemeinsame Weihnachtsfeier ein krönender Jahresabschluss werden. Gemeinsames Essen verbindet und hat eine wichtige Bedeutung für das Miteinander in einem Unternehmen. Die Weihnachtsfeier sollte im Idealfall einen Rahmen darstellen, in dem Führungskräfte ihren MitarbeiterInnen Danke sagen und auch Platz für gute Gespräche und lockeres Beisammensein abseits des Arbeitsalltags gegeben ist. Eine Weihnachtsfeier ist zudem die perfekte Gelegenheit, neue KollegInnen besser kennen zu lernen und in entspannter Atmosphäre über Themen zu plaudern, die von Schreibtisch zu Schreibtisch wohl weniger Platz haben. Außerdem hat ein gemeinsames Abendessen etwas Verbindendes und kann die Stimmung im Unternehmen fördern.

Aber seien wir mal ehrlich, ist das wirklich so? 

Die Firmen-Weihnachtsfeier spaltet seit jeher die Geister. Denn während die einen sich wochenlang darauf freuen, mit den KollegInnen einen schönen Abend ganz abseits der Arbeit zu verbringen, würden die anderen diese am liebsten schwänzen.
Schon die Sitzordnung wird für viele eine Herausforderung. Die einen reißen sich förmlich darum beim Essen neben TeamleiterIn, Geschäftsführerin, ChefIn zu sitzen. Andere wiederum fühlen sich nur außerhalb der Hör- und Sichtweite wohl. Wenn man es genau beobachtet, ist die Sitzordnung jedes Jahr die selbe. Zwanghafter Small Talk (sowohl von Seiten der DienstgeberInnen, als auch DienstnehmerInnen) führt durch den Abend. Als Führungskraft hat man dann noch den Anspruch mit allen ein paar persönliche Worte zu wechseln. Und ja nicht sich mit einer Person länger unterhalten, dies wird ganz genau beobachtet.
Die jährliche Ansprache ist auch so eine Sache. Viele empfinden diese sehr langweilig und immer wieder dieselbe, aber wehe wenn diese fehlt. 
  • Nicht einmal zu Weihnachten wird der Einsatz honoriert, so das Echo der MitarbeiterInnen.
 Ich spreche aus eigener Erfahrung. Alles ausprobiert.
  • Tolle Location, Star Koch und Unterhaltung inklusive, Tenor: die Firma muss aber viel Geld haben.
  • Auf teure Weihnachtsfeier verzichtet und MitarbeiterInnen eine Weihnachtsprämie bezahlt – auch nicht Recht, fehlende Wertschätzung.
  • Für 20 MitarbeiterInnen im Büro 5 Gänge selbst und frisch gekocht und das obwohl Kochen nicht mein Hobby ist. Tenor: geht es der Firma so schlecht?
  • 350 Weihnachtskarten mit der Hand, inklusiver persönlicher Worte geschrieben – kam gut an, ich war ab Oktober immer wieder damit beschäftigt.

Tja, so richtig machen ist schon eine Kunst. Und dann gibt es da noch meine Erfahrungen als „normale“ Mitarbeiterin. Am lustigsten war es immer, wenn unser damaliger Chef nach dem Essen und ein paar persönlicher Worte die Feier verließ.

Wer Lust hat, der feiert, aber bitte beim Alkohol nicht über die Stränge schlagen. Je nach Unternehmenskultur und auch dem Vertrauen der KollegInnen untereinander sollte die Feierlaune jedoch ungetrübt sein und ja, ein bisschen Hausverstand darf schon mitgehen auf eine Firmenparty, oder? Und so wird die Weihnachtsfeier zum Ereignis, über das man gerne und auch nach Monaten noch spricht!
www.estutgut.com

Donnerstag, 9. November 2017

Nähe und Distanz

Liebes Coaching Tagebuch!

Ich liebe das Landleben, genieße die Ruhe und die Abgeschiedenheit. Dennoch zieht es mich aus beruflichen und privaten Gründen immer wieder in die große Stadt.
Genervt von Kurzparkzonen, Parkplatzmangel und aus Umweltschutzgründen verzichte ich dabei immer häufiger auf mein Auto und fahre mit den Öffis, wie sie liebevoll auf wienerisch bezeichnet werden.
In Wien geboren und aufgewachsen gehörte das zu meinem Alltag. In die Schule mit dem Bus, zur Uni mit der U-Bahn und abends in die angesagten Clubs mit der Bim (wienerisch Straßenbahn). All das gehörte zum Alltag und war völlig „normal“. Menschenansammlungen, Verspätungen, Sprints zum Bus bestimmten einen Teil meines Lebens.
Jetzt sind es Staus, Umleitungen, rücksichtslose AutofahrerInnen, Landstraßen und menschenleere Dörfer. Mit der Zeit habe ich mich mit den unterschiedlichen Lebensumständen arrangiert und daran gewöhnt. Umso schwieriger wird es im Verhalten flexibel zu bleiben.

Vor einigen Tagen wurde wegen eines beruflichen Termins in Wien (innerstädtisch) das Auto bei Park und Ride zurückgelassen, um die weitere Reise mit der U- Bahn zurück zu legen.

1.Challenge Parkhaus!
Ich mag diese dunklen, einsamen Garagen nicht. Irgendwie haben diese etwas unheimliches, Frauenparkplätze sind rar und meistens besetzt. Im Laufschritt geht es abwärts zur U- Bahn. Da komme ich schon zur

2. Challenge Tempo!
Ich habe das Gefühl alle Wienerinnen und Wiener laufen. In Wien ticken offenbar die Uhren anders, hier wird immer gerannt. Bin ich aufgrund meines Alters langsamer geworden?

3. Challenge Menschenmenge!

Offenbar bin ich es nicht mehr gewöhnt in einem dermaßen großen Auflauf „mit-zu-wuzeln“. Gegen den Strom zu schwimmen erscheint schier unmöglich. Ähnlich wie der Besuch bei Ikea., entgegen der Pfeile zu schlendern, vorbei an überfüllten Einkaufs- und Kinderwägen, Hunden und Mutter-Tochter Gespanne, die aufgeregt für die ersten 4 Wände carry home Artikel aussuchen.

4.Challenge Wageninnere!
Es sind eindeutig zu viele Menschen in einen Wagon gezwängt. Dufterlebnisse (Parfum, Schweiß, Lebensmittel, …) und ungewollter Körperkontakt inklusive. Ich me
rke, wie meine persönliche Distanz auf die Probe gestellt wird.
Nähe und Distanz sind wichtige Eckpfeiler der EsTutGut Coachings mit Pferden.
Wie viel Nähe halte ich aus, wie viel Distanz brauche ich? Wichtige Erkenntnisse im Umgang mit Menschen.
Ich hatte in meinen Jobs immer wieder Begegnungen mit KollegInnen und Vorgesetzten, die meine Individualdistanz missachtet haben. Dabei spielte das Geschlecht nie eine Rolle. Ich mag es nicht, wenn mir jemand auf die Pelle rückt, dabei unterstelle ich meinem Gegenüber aber keine böse Absicht, trotzdem fühlte ich mich bedrängt.
Was tun? Einen Schritt zurückweichen, in der Hoffnung der/die andere spürt mein Unbehagen?

Unbewusst bin ich immer wieder gewichen, mit dem Erfolg, dass meine Mitmenschen neuerlich den Abstand verkürzt haben. Im Umgang mit den Pferden lautet die Devise: „Wer bewegt wen?“
Es klar anzusprechen? „Sorry, aber Sie kommen mir zu nahe?“. Das hätte ich damals nie gewagt!
Sei höflich und artig und lasse es über dich ergehen. Ich denke dank einiger Debatten und Initiativen, Stichwort #metoo (keine Sorge, das wird weder ein pro noch kontra Beitrag) passiert ein neues Bewusstsein.
Das bedeutet aber auch wertfrei zu erfahren was Nähe und Distanz tatsächlich bedeuten. Tiere als Co Trainer leiten Prozesse ein, werten nicht, leben im "Hier und Jetzt", sind nicht nachtragend und lassen sich von Statussymbolen nicht blenden. Sie zeigen uns immer den echten, den direkten Weg. Mit ihrer Hilfe darf ich ausprobieren, wo meine Individualdistanz beginnt und wie ich diese durch Körpersprache (klar, ehrlich, natürlich) einfordere.
Mehr dazu: https://www.estutgut.com/seminarangebote/equiperience-erleben/