Sonntag, 3. September 2017

Wer hat an der Uhr gedreht

Liebes Coaching Tagebuch!
Der Sommer, die heißen Temperaturen, die langen Tage und die Ferien sind wie im Nu vergangen. Obwohl ich weder ein schulpflichtiges Kind habe, noch in einer Schule unterrichte, weiß ich immer genau wann die Ferien beginnen und wann sie enden. Irgendwie erfüllt mich das Ende der 9-wöchigen Pause immer noch mit Wehmut. Jetzt geht es wieder richtig los, ist so ein Gefühl, das sich breitmacht. Dabei stimmt  das arbeitstechnisch so nicht. Der Winter ist eher die Jahreszeit mit mehr Freizeit.
Von meinen Familiencoachings weiß ich, dass der immer näher kommende erste Schultag immer Stress bedeutet. Auch die Fakten sind einigermaßen erschütternd: 15% der Kinder leiden unter extremer Schulangst, 17% der Jugendlichen haben psychosomatische Beschwerden und nur 30% der Eltern erziehen ihre Kinder ohne körperliche Sanktionen. Die Zahlen zeigen eindrucksvoll, dass das Thema Schule nach wie vor eine gewaltige gesellschaftliche Herausforderung darstellt.
Der Übergang vom Kindergarten in die Volksschule ist ein großer Schritt für die kindliche Entwicklung. Noch viel zu oft höre ich in diesem Zusammenhang:“ Jetzt beginnt der Ernst des Lebens!“ Hä? Sehr motivierend ist das für die Taferlklassler nicht. Das erzeugt schon im Vorfeld Druck, Versagensängste und fördert nicht die Freude am Lernen und Ausprobieren. Kein Wunder, dass Schule generell für viele Kinder sehr belastend ist. Eine in England durchgeführte Studie mit 3500 Eltern fand heraus, dass 18% der Schulanfänger aus Angst vor dem ersten Schultag einnässt. Dieser psychische Druck ist für viele Kinder sogar der Auslöser für Bettnässen. Dadurch sinkt das Selbstwertgefühl und die Fähigkeiten Freundschaften zu schließen. Häufig ziehen sich diese Kinder zurück und werden zu Außenseitern.
Dabei kann Schule auch Freude bereiten, denn Kinder sind von Natur aus neugierig und für alles Neue aufgeschlossen. Lesen, schreiben und rechnen zu lernen, erfüllt sie mit Stolz. Um das Interesse am Lernen zu erhalten müssen Pausen eingehalten werden. Die Aufmerksamkeitspanne bei Kindern zwischen 5 und 7 Jahren beträgt ca. 15 Minuten, länger ist Konzentration nicht möglich. Wobei ich bei unseren Trainings und Seminaren das Gefühl habe, dass selbst Erwachsene sich oft nicht länger zu 100% konzentrieren können. Warum erwarten wir das dann von unseren Kindern?
Ganz wichtig ist zu beachten, dass die Leistung der Kinder in der Schule zum ersten Mal bewertet und gemessen wird. Das ist nicht nur neu für die Kinder, auch Eltern sollten dabei Gelassenheit üben ohne dabei nachlässig zu sein. Unterstützung, Lob und Anerkennung brauchen unsere Kinder um gelassen und selbstbewusst zu werden, denn schlechte Noten (auch verbale Beurteilungen, Smileys und Co) nagen am Selbstvertrauen.
Ich bin überzeugt, dass die meisten Eltern das Selbstbewusstsein ihrer Kinder fördern wollen, denn deshalb wird in der heutigen Zeit zu viel gefördert. Viele Taferlklassler können vor Schulbeginn bereits Schreiben und kleine Rechenaufgaben lösen. Malkurse, Turnkurse und vieles mehr wird angeboten, nur um das Kind ideal vorzubereiten. Was viele Erwachsene selbst verabsäumt haben wird bei den Kindern nach besten Wissen und Gewissen angeboten. Aber entspricht das wirklich den Bedürfnissen der Kinder.
Kinder wollen in Pfützen hüpfen, sich schmutzig machen, Käfer sammeln und mit Tieren spielen und knuddeln. Am liebsten mit Freunden, oder mit den Eltern gemeinsam. Deswegen kann ich bei unseren Coaching mit Pferden immer beobachten, wie gestärkt, stolz und fröhlich Kinder und ihre Eltern unseren Pferde- und Seminarhof verlassen. Anfängliche Hektik, Angespanntheit, aber auch Ängste verfliegen im Nu. Warum das so ist?
„Für das Erkennen der wahren Persönlichkeit und inneren Größe eines Individuums haben die Pferde im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte ein unfehlbares Gespür entwickelt. Dieser feine Sinn für Schein und Sein ist eine Gabe der Pferde, die sie für uns Menschen zu einem meisterhaften Partner in der Lebensschule macht“.  (SCHWAIGER 2000, 27)
Der stolze und strahlende Ausdruck auf dem Gesicht eines Kindes bei einem positiven Feedback der Pferde spiegelt zumindest in Ansätzen wider, welche Wirkung diese Art der Interaktion unter anderem auf das Wohlbefinden, authentisches Verhalten und auf das seelische Erleben eines Kindes, eines Menschen hat bzw. haben kann.
„Wer stimmig ist, bei wem Gefühle, Worte und Taten zusammenpassen, wirkt kongruent, voller Würde, Freiheit und Freude! Dieser Mensch ist spürbar anwesend, und wird von anderen auch bemerkt und wahrgenommen“. (TRUCKENBRODT/FIEGLER 2004, 20)
Und genau deswegen sind Coachings mit Pferden so effektiv und nachhaltig.
Nähere Informationen www.estutgut.com