Dienstag, 2. Mai 2017

Übung macht den Meister?

Liebes Coaching Tagebuch!

In den letzten Tagen spüre ich eine sehr große Anspannung und Nervosität. Ich schlafe schlecht und bin auch ein wenig genervt.

Ich habe mich entschlossen, mit meiner Noriker Stute bei einem Western Turnier zu starten. Natürlich liegt die Frage, warum ich mir das antue sehr nahe. Reiten soll Spaß machen und ein angenehmes Hobby sein, der Job und der Alltag sind anstrengend genug. Ja, das stimmt schon, aber brauchen wir Menschen nicht in allen Bereichen des Lebens ein Ziel. Ein Ziel, das es sich lohnt anzustreben?
Für die einen ist es ein losgelassenes Pferd, gelungene Zirkuslektionen, die Harmonie von Pferd und Reiter und vieles mehr. Für mich trifft all das zu, dennoch hat das Starten am Turnier schon eine ganz andere Faszination. Das ganze drum herum ist einfach sehr magisch. Da wird das Pferd auf Hochglanz gebracht, das Outfit von Pferd und Reiter aufeinander abgestimmt, denn man möchte ja sein Tier und sich selbst perfekt präsentieren.
Damit dann beim Bewerb alles gut geht, heißt es üben, üben, üben.
Ich meine mich zu erinnern, dass ich während meines Studiums gelernt habe, dass 10.000 Stunden den Unterschied zwischen Laien und Experten ausmachen. 10.000!!! Welch magische Zahl. Das kann, will und werde ich niemals erreichen. Gut, ich habe ja nicht den Anspruch ein Profi zu werden. Deswegen kann ich aufgrund meiner Ansprüche diese Zahl nach unten senken und etwas relativieren. Dann gehe ich eben von 5.000 Stunden aus. Aber auch diese Zahl ist nahezu unmöglich. Hier ein kleines Rechenmodell. Ich trainiere seit 7 Jahren im Durchschnitt (Wetter, Zeit, Krankheit, …) 2 Stunden wöchentlich, das sind dann pro Jahr 104 Stunden. In 7 Jahren sind das dann gezählte 728!!!! Stunden. Gut, manchmal war es dann vielleicht doch mehr, die 1.000 werde ich mit gutem Gewissen vollmachen. Aber dennoch noch immer viel zu wenig! Ich merke, wie ich beim Schreiben dieser Zeilen wieder angespannt werde. Wie soll ich bei so wenig Training eine tolle Leistung zeigen. Ein kurzes Zögern macht sich breit. Vielleicht doch den Start auf einen späteren Termin verschieben und fleißig weiter trainieren?
Aber dann würde ich wieder in meiner Komfortzone bleiben und manchmal ist es hilfreich diese zu verlassen. Deswegen die letzten Tage noch sinnvoll nützen. Denn Übung macht den Meister.
Dann habe ich eine neue Untersuchung gefunden, die sich mit 88 Studien zum Thema Höchstleistungen beschäftigt: Es zählt vor allem das Talent!
Nur zwölf Prozent der Leistung beruhen auf Übung, wie US-Forscher herausfanden. Im Journal „Psychological Science“ berichten Forscher um Brooke Macnamara, dass es zwar durchaus einen Zusammenhang zwischen Training und Leistung gibt, dass er aber viel kleiner ist als bislang gedacht. Nur 20-25% macht intensives Training im Sport aus. „Übung ist ohne Frage wichtig, aber eben nicht mal annähernd so wichtig wie Anhänger der Übungstheorie gedacht haben“, sagt Macnamara. Das ist ziemlich diplomatisch formuliert. Der Effekt von Übung ist so gesehen ja fast bedeutungslos. Motivierend ist diese Erkenntnis dann dennoch nicht! Was, wenn nicht Übung, beeinflusst denn maßgeblich die Leistung? Das gilt es nun zu untersuchen.
Für mich ist es einerseits klar der Spaß am Training und Selbstdisziplin! Beides glaube ich zu haben und deswegen werde ich die Zeit sinnvoll nützen, an den ein oder anderen Manövern noch etwas feilen und vor allem eines in den Vordergrund rücken: die Freude am Reiten.
Ich freue mich auf das Flair und das ganze rundherum. Gretl und ich werden unser Bestes geben. Wie weit unser Talent reicht, wird sich zeigen!
           
Der sichere Weg zum Erfolg ist immer, es doch noch einmal zu versuchen.
Thomas A. Edison