Donnerstag, 9. November 2017

Nähe und Distanz

Liebes Coaching Tagebuch!

Ich liebe das Landleben, genieße die Ruhe und die Abgeschiedenheit. Dennoch zieht es mich aus beruflichen und privaten Gründen immer wieder in die große Stadt.
Genervt von Kurzparkzonen, Parkplatzmangel und aus Umweltschutzgründen verzichte ich dabei immer häufiger auf mein Auto und fahre mit den Öffis, wie sie liebevoll auf wienerisch bezeichnet werden.
In Wien geboren und aufgewachsen gehörte das zu meinem Alltag. In die Schule mit dem Bus, zur Uni mit der U-Bahn und abends in die angesagten Clubs mit der Bim (wienerisch Straßenbahn). All das gehörte zum Alltag und war völlig „normal“. Menschenansammlungen, Verspätungen, Sprints zum Bus bestimmten einen Teil meines Lebens.
Jetzt sind es Staus, Umleitungen, rücksichtslose AutofahrerInnen, Landstraßen und menschenleere Dörfer. Mit der Zeit habe ich mich mit den unterschiedlichen Lebensumständen arrangiert und daran gewöhnt. Umso schwieriger wird es im Verhalten flexibel zu bleiben.

Vor einigen Tagen wurde wegen eines beruflichen Termins in Wien (innerstädtisch) das Auto bei Park und Ride zurückgelassen, um die weitere Reise mit der U- Bahn zurück zu legen.

1.Challenge Parkhaus!
Ich mag diese dunklen, einsamen Garagen nicht. Irgendwie haben diese etwas unheimliches, Frauenparkplätze sind rar und meistens besetzt. Im Laufschritt geht es abwärts zur U- Bahn. Da komme ich schon zur

2. Challenge Tempo!
Ich habe das Gefühl alle Wienerinnen und Wiener laufen. In Wien ticken offenbar die Uhren anders, hier wird immer gerannt. Bin ich aufgrund meines Alters langsamer geworden?

3. Challenge Menschenmenge!

Offenbar bin ich es nicht mehr gewöhnt in einem dermaßen großen Auflauf „mit-zu-wuzeln“. Gegen den Strom zu schwimmen erscheint schier unmöglich. Ähnlich wie der Besuch bei Ikea., entgegen der Pfeile zu schlendern, vorbei an überfüllten Einkaufs- und Kinderwägen, Hunden und Mutter-Tochter Gespanne, die aufgeregt für die ersten 4 Wände carry home Artikel aussuchen.

4.Challenge Wageninnere!
Es sind eindeutig zu viele Menschen in einen Wagon gezwängt. Dufterlebnisse (Parfum, Schweiß, Lebensmittel, …) und ungewollter Körperkontakt inklusive. Ich me
rke, wie meine persönliche Distanz auf die Probe gestellt wird.
Nähe und Distanz sind wichtige Eckpfeiler der EsTutGut Coachings mit Pferden.
Wie viel Nähe halte ich aus, wie viel Distanz brauche ich? Wichtige Erkenntnisse im Umgang mit Menschen.
Ich hatte in meinen Jobs immer wieder Begegnungen mit KollegInnen und Vorgesetzten, die meine Individualdistanz missachtet haben. Dabei spielte das Geschlecht nie eine Rolle. Ich mag es nicht, wenn mir jemand auf die Pelle rückt, dabei unterstelle ich meinem Gegenüber aber keine böse Absicht, trotzdem fühlte ich mich bedrängt.
Was tun? Einen Schritt zurückweichen, in der Hoffnung der/die andere spürt mein Unbehagen?

Unbewusst bin ich immer wieder gewichen, mit dem Erfolg, dass meine Mitmenschen neuerlich den Abstand verkürzt haben. Im Umgang mit den Pferden lautet die Devise: „Wer bewegt wen?“
Es klar anzusprechen? „Sorry, aber Sie kommen mir zu nahe?“. Das hätte ich damals nie gewagt!
Sei höflich und artig und lasse es über dich ergehen. Ich denke dank einiger Debatten und Initiativen, Stichwort #metoo (keine Sorge, das wird weder ein pro noch kontra Beitrag) passiert ein neues Bewusstsein.
Das bedeutet aber auch wertfrei zu erfahren was Nähe und Distanz tatsächlich bedeuten. Tiere als Co Trainer leiten Prozesse ein, werten nicht, leben im "Hier und Jetzt", sind nicht nachtragend und lassen sich von Statussymbolen nicht blenden. Sie zeigen uns immer den echten, den direkten Weg. Mit ihrer Hilfe darf ich ausprobieren, wo meine Individualdistanz beginnt und wie ich diese durch Körpersprache (klar, ehrlich, natürlich) einfordere.
Mehr dazu: https://www.estutgut.com/seminarangebote/equiperience-erleben/