Donnerstag, 2. Februar 2017

Respekt ist keine Einbahnstraße

Liebes Coaching Tagebuch!

Respekt ist im Umgang mit anderen Lebewesen unabkömmlich. In jeder Begegnung mit meinen Tieren muss ich mich als respektvolle Führungskraft erweisen. Das bedeutet für mich in der täglichen Arbeit mit meinem jungen Paint Wallach Wynono zu achten, was er mir aktuell anbietet. Nicht jede Trainingseinheit läuft gleich. Manchmal ist er hoch motiviert, dann auch wieder überfordert, müde oder unwillig. Es ist meine Aufgabe auf seine Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen. Aber selbst wenn Nono keine Lust hat (warum auch immer) erwarte ich mir auch von seiner Seite einen respektvollen Umgang meinerseits. Respekt ist nämlich keine Einbahnstraße!

Genau so sehe ich das auch in meiner Funktion als Coach. Im Moment ist in allen Schulungen, Weiterbildungen usw. das Thema Wertschätzung in aller Munde. Überall sollen Führungskräfte, TrainerInnen, PädagogInnen uvm. Wertschätzung zeigen, um MitarbeiterInnen, TeilnehmerInnen und SchülerInnen/StudentInnen zu halten bzw. zu begeistern. Hier und da ein kleines Lob und gelegentlich eine Belohnung und alle Menschen sollen sich bitte mit Kusshand über die entgegengebrachte Wertschätzung freuen. Aber das Scheitern ist vorprogrammiert, denn Wertschätzung ist mehr als Lob - es ist eine Herzens- und Geisteshaltung und keine Einbahnstraße!

Ein freundlicher Umgangston, eine einladende Körperhaltung und das Signal: „Ich mag dich“ sind selbstverständlich. Aber bitte von beiden Seiten. Und das beginnt schon bei den einfachsten Dingen.

1. Begrüßung und kurze Vorstellung: Klingt sehr simpel, ist aber leider nicht mehr Gang und Gäbe. Und bitte ein ganzer Gruß. Morgen, Tag sind für mich keine höflichen Begrüßungsformen. Es heißt guten Morgen, guten Tag, Grüß Gott, Grüß dich, …
Ich gebe gerne die Hand, weil es einen persönlichen Kontakt erlaubt, und ich stelle mich mit Vor- und Nachnamen vor.

2. Pünktlichkeit: Ist für mich die einfachste und messbarste Form der Wertschätzung. Permanent zu spät zu kommen, stört die ganze Gruppe, sorgt für Unruhe. Auch bei privaten Treffen finde ich notorische Zuspätkommer als sehr nervig. Wie wenig Respekt bringen mir diese Freunde entgegen, wenn sie mich jedes Mal 10 Minuten oder mehr warten lassen.
Und sollte es sich doch einmal nicht ausgehen, kein Problem, aber dann ist eine ehrliche Entschuldigung fällig.

3. Ehrlichkeit: Es ist viel einfacher, unangenehme Themen nicht anzusprechen. Aber das ist feige! Mir liegen meine TeilnehmerInnen, KlientInnen und KundInnen sehr am Herzen. Weil jede/ jeder wertvoll ist, darf es auch möglich sein, zu hinterfragen. Konstruktive Kritik ist eine Chance zu wachsen! Es zeigt andere Wirklichkeiten auf und lässt Veränderung zu. Um auf Dauer erfolgreich sein zu können, sind wir alle Feedback abhängig, denn allzu oft klaffen Selbst und Fremdbild weit auseinander. Ich freue mich über jedes Feedback, weil ich mich dadurch wertgeschätzt fühle und nicht in „meiner eigenen Suppe koche“.

4. Konfliktfähigkeit: Konflikte auszusprechen, sich mit dem Gegenüber auseinander setzen ist anstrengend. Aber auch das bedeutet doch, dass man sein Gegenüber schätzt. Ich setze mich nur mit Menschen auseinander, die mir wichtig sind. Wertschätzung pur, wie ich meine.
Aber stattdessen wahren viele den Schein und lästern hinter dem Rücken. Das ist viel bequemer und ich erhalte auch kein Feedback.

5. Sprache schafft Bewusstsein: Auch die Wahl der Worte muss gut durchdacht sein. Ich vermeide „Füllwörter“ wie eigentlich, ganz, …. „Das ist dir eigentlich gut gelungen, das hast du ganz gut gemacht“ haben im Satz für mich eine Doppeldeutung. Eigentlich ist es dir gut gelungen oder eigentlich auch nicht.
Gendern ist beim Schreiben für mich eine Herausforderung, dennoch bin ich davon überzeugt, dass es notwendig ist. So lange Ärztinnen im Krankenhaus noch immer als „Schwester“ angesprochen werden, brauchen wir die männliche und weibliche Form in der Sprache.

6. Ich bin ok- du bist ok: Im Großen und Ganzen bin ich mit mir im Gleichklang und kann mich so annehmen, wie ich bin. Das ist die Basis für du bist ok. Nur wenn ich für mich sagen kann, dass ich ok bin, kann ich diese Haltung auf andere übertragen.

7. Nachfragen:Kommunikation ist das Um und Auf. Ich fühle mich sehr gut aufgehoben, wenn mein Gegenüber auf vergangene Kommunikation reagiert und nachfragt. Das bekundet Interesse an meiner Person, meinen Lebensumständen und ist oft eine gute Basis für weitere Gespräche. Es schafft einen guten „rapport“.

All das zählt für mich auch zur Wertschätzung und richtig angewendet, setzt es enorme Kräfte frei und wirkt motivierend, denn es ist für mich eine Herzen- und Geistesleistung!

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